Und erlöse uns von den Blöden: 3 Fragen an Monika Gruber

„Es sind verrückte Zeiten, aber es ist nie zu spät, ein Buch darüber zu schreiben!“

Ein Kurzinterview mit Monika Gruber zu ihrem neuen Buch „Und erlöse uns von den Blöden – Vom Menschenverstand in hysterischen Zeiten“.

 

Monika, was war Ihre Motivation dieses Buch zu schreiben?

Ach wissen Sie, ich habe mit meinem ersten Buch so unglaublich viel Geld verdient, dass ich das unbedingt nochmal machen wollte (lacht). Nein, Spaß. Das ist tatsächlich aus der Situation heraus geboren worden. Mein Co-Autor Andreas Hock und ich sind schon lange befreundet. Wir kennen uns über die Comödie Fürth und ich habe damals das Vorwort für eines seiner Bücher geschrieben. Seitdem blieben wir immer in Kontakt und tauschen uns regelmässig über die rasant vorangaloppierende allgemeine Verblödung aus. Das läuft immer gleich ab:

Ich zappe im Fernsehen herum, bleibe bei einer der zahlreichen täglichen  Talkshows hängen und schreibe ihm dann eine  SMS à la „Du muasst sofort einschalten, da hockt der Dingsbums und erzählt a so an Bleadsinn....sovui kunn I gar ned sauffa, dass I mi ned aufregn muass!“ Dabei haben wir festgestellt, dass wir uns stets über ähnliche Themen und Zeitgenossen aufregen oder amüsieren. Daraufhin beschlossen wir: Bevor wir beide uns hier weiterhin am Telefon die Nerven kaputt machen (oder Alkoholiker werden), bringen wir das Ganze doch einfach mal sachlich zu Papier. Und vielleicht schaffen wir das sogar ja noch in einer humorvollen oder zumindest unterhaltsamen Art und Weise, so dass der ein oder andere Leser sich darin wiedererkennt und sagt: „Genau das habe ich mir auch schon immer gedacht! Wieso spinnen jetzt alle so rum und ich soll zu einer Frau nicht mehr Frau sondern  menstruierender Mensch sagen? Nur, weil wir offensichtlich keine anderen Probleme ham und das jetzt grad die neueste It-Bag im Gender-Wahnsinn ist?“.

 

Haben Sie ein Lieblingskapitel?

Ja, das ist die „Weiberdämmerung“. Hier geht es darum, dass mein Neffe eine Strafarbeit in der Schule schreiben musste, weil es am Pausenhof zu Rangeleien kam, und als die Lehrerin ihn fragte, was los sei, sagte er über seine Mitschülerinnen in tiefstem Bayerisch: „Ja mei, die Weiber ham sich hoid wieda amoi aufgführt!“

Daraufhin musste er eine Strafarbeit schreiben, die lautete: „Ich darf nicht Weiber sagen, weil es diskriminierend und herabsetzend ist“. Die Lehrerin hat dabei wohl vergessen, dass wir hier in Bayern leben, wo a) Weiber nicht per se ein Schimpfwort ist und b) es Frauen gibt, die sich selber als Weiber bezeichnen. Meine Freundinnen und ich sagen gerne „wir fahren zum Weiber-Wellness“. Das schließt auch meinen Freund Alex mit ein, der als schwuler Mann kein Problem damit hat, sich zu unserem „Weiberhaufen“ zugehörig zu fühlen. Oder in meiner Stadt gibt es einen Dessous-Laden, der nennt sich „Wäsche-Weiber“. Und diesen Namen haben die zwei Ladenbesitzerinnen sich selbst gegeben.

Vielleicht hätte sich die Frau Lehrerin mal die AirPods ihrer Schüler ausleihen sollen, um sich ein paar der Rap-Texte reinzupfeifen, die die Jungs auf ihren Handys haben: Dagegen sind die Äusserungen von Donald Trump zum weiblichen Geschlecht die eines Frauenbeauftragten der Vereinten Nationen. Natürlich ist die Diskussion über das heutige Frauenbild sehr wichtig. Aber es an einzelnen Wörtern wie „Weiber“ festzumachen oder seinen Gleichberechtigungsanspruch an so einem Schwachsinn wie dem Binnen-I festzumachen, halte ich für lächerlich. Aber mei: Die Schnappatmungsbereitschaft in unserer Gesellschaft ist so groß, dass eigentliche Nichtigkeiten zwar ein riesiges Empörungspotential haben, aber nicht zu einer sachlichen Diskussion beitragen. Denn jeder beharrt mit geradezu religiösem Eifer auf seiner Position, ohne eine andere Meinung auch nur anzuhören: Es gibt noch schwarz oder weiß, gut oder böse, Du bist gläubig oder ungläubig.

Und was würden Sie sich wünschen, das die Leute aus diesem Buch mitnehmen?

Dass man über alles diskutieren darf. Das ist doch einer der großen Vorteile in einer so aufgeklärten Gesellschaft wie unserer und eine der großen Errungenschaften der Demokratie: man kann über alles miteinander diskutieren, egal welche Position man hat.  Dass man mit anderen Leuten nicht einer Meinung sein muss, aber dass man trotzdem in der Lage sein soll, die Meinung eines anderen anzuhören und auch auszuhalten. Und ihn nicht gleich zu stigmatisieren als Nazi, als Verschwörungstheoretiker, als Idioten oder als Gehirnamputierten.

Ich glaube ja auch, dass dieser ganze Wahnsinn um die Lügenpresse erst dadurch hochkam, dass viele Leute das Gefühl hatten, es wird sehr vieles einfach totgeschwiegen oder euphemistisch umschrieben: Wenn bei einem islamistisch motivierten Anschlag wie in Nizza im Radio lediglich von einem „Vorfall“ gesprochen wird, dann fühlt sich der geneigte Hörer zu Recht verarscht. Es darf keine Tabuthemen mehr geben, auch wenn es heißt: Wer die Wahrheit sagt, der braucht ein schnelles Pferd. In Deutschland am besten eines mit Lichtgeschwindigkeit.

Doch trotz all dieser Gesellschaftskritik, die wir beide in diesem Buch ausüben, sollte man auch unser Buch nicht zu ernst nehmen. Andreas und ich hatten Spaß, dieses Buch zu schreiben, über die verschiedenen Themen zu diskutieren und auch ab und an nicht einer Meinung zu sein. Vielleicht sind die Auseinandersetzungen heutzutage nur deshalb so hitzig, weil sich alle viel zu wichtig nehmen und nicht mehr über sich selbst lachen können. Selbstironie ist der Schlüssel zu einer aufgeklärten Gesellschaft. Und wer sich jetzt darüber tierisch aufregt, der hat eigentlich den Sinn des Buches nicht kapiert.

 

„Und erlöse uns von den Blöden: Vom Menschenverstand in hysterischen Zeiten“ von Monika Gruber & Andreas Hock erscheint am 02. November 2020.